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Bremens Böttcherstraße:

Faszinierende Schönheit und politische Verwirrung liegen hier dicht beieinander.

Böttcherstraße Bremen
Böttcherstraße Bremen

Bremens meistbesuchte und in der Welt bekannteste Sehenswürdigkeit ist ohne Zweifel die kleine und faszinierende Böttcherstraße. Das 1931 fertiggestellte und von dem Künstler Bernhard Hoetger gestaltete Gesamtkunstwerk war gleich zu Anfang politisch auf geradezu groteske Weise umstritten, denn sie wurde von dem bekannten und reichen Kaffee-HAG-Kaufmann Walter Roselius finanziert.

Der durch die Erfindung und Patentierung des koffeinfreien Kaffees mit seiner Firma Kaffee HAG sehr reich gewordene Roselius war auch Nationalsozialist der ersten Stunde, glühender Hitlerverehrer und zusätzlich vehementer Anhänger der nordischen Rassenmythologie. Das Problem für die Nazis: Der nordische Kult stellte bestimmte mythische Wesen über alles und Hitler wurde in diesem Mythologie nicht mal erwähnt. Gleichzeitig schuf der als durchaus weltlich bekannter Mäzen Roselius, in der Böttcherstraße das weltweit erste Museum für eine Malerin. Das alles zusammen mit dem expressionistischen Stil der Böttcherstraße war das dann selbst den Nazis zu viel, die ihn schließlich aus der NSDAP ausschlossen und die Böttcherstraße abreißen wollten.

Böttcherstraße Bremen
Böttcherstraße Bremen
Museum Paula Modersohn-Becker in Bremen
Das weltweit erste Museum für eine Frau, die Malerin Paula Modersohn-Becker

Zum Umstimmung Hitlers schuf Hoetgers das nachträglich über dem Eingang vom Rathausplatz angebrachte goldfarbene Relief “der Lichtbringer” in Anspielung und als Anbiederungsversuch an Hitler, was diesen aber nicht umstimmen konnte.

Der Lichtbringer.
Der mehrdeutige "Lichtbinger" am Eingang der Böttcherstraße.

Es ist ausgerechnet dem sehr einflussreichen Nazi-Architekten Albert Speer zu verdanken, der den einmaligen künstlerischen Wert des Gesamtkunstwerks erkannte und dies dann verhindert hat: Hitler selbst veranlasste dann 1937 die Aufnahme in die Liste der Bremer Denkmale “als ein abschreckendes Beispiel dafür, was in der Zeit vor unserer Machtübernahme als Kultur und Baukunst ausgegeben worden sei”.

Seit 1973 steht die nach dem Bombenhagel des zweiten Weltkriegs in den meisten Details wieder aufgebaute Böttcherstraße unter Bremischem Denkmalschutz. Die politisch heikle “Lichtbringergestalt” auf dem goldfarbenen Relief wurde in der Nachkriegszeit neuzeitlich und touristenfreundlich zum Erzengel “Heiliger Michael” uminterpretiert und politisch neutralisiert.

Böttcherstraße Bremen
Böttcherstraße Bremen

Die Böttcherstraße ist in jedem Fall ein fulminantes und durch die vielen Ornamente und Plastiken vielfältig begehbares Kunstmuseum, das in jedem Fall besucht werden sollte. Die gelegentlich drangvolle Enge der Besucherströme beweist sicherlich die einmalige Faszination des Gesamtkunstwerks, denn neben den sehr sehenswerten Museen gibt es wertige Kleinigkeiten von Schmuck, Bonbons, Bremer Kaffee über Manufakturseife bis hin zu französischem Kochgeschirr zu kaufen und bremische Küche in schönstem historischem Umfeld zu genießen. Also nichts wie hin ins Gedränge!

Böttcherstraße Bremen
Böttcherstraße Bremen
Böttcherstraße Bremen
Böttcherstraße Bremen
Böttcherstraße Bremen
Böttcherstraße Bremen
Paracelsus in der Bremer Böttcherstraße.
Paracelsus in der Bremer Böttcherstraße.
Paracelsus Büste in der Böttcherstraße
Paracelsus Büste in der Bremer Böttcherstraße
Böttcherstraße Bremen
Böttcherstraße Bremen
Der Pantherr, der die Nacht trägt
Links die Büste des Panthers, der die Nacht trägt.
Die sieben Faulen.
Die Legende der sieben faulen Brüder, die in Wirklichkeit gar nicht faul waren.
Der faule Bruder in der Bremer Böttcherstraße.
Der faule Bruder in der Bremer Böttcherstraße.

Bremer Böttcherstraße
Bremer Böttcherstraße
Bremer Böttcherstraße
Bremer Böttcherstraße
Bremer Böttcherstraße
Bremer Böttcherstraße
Bremer Böttcherstraße
Bremer Böttcherstraße
Bremer Böttcherstraße
Bremer Böttcherstraße
Die Büste von Walter Roselius in der Bremer Böttcherstraße.
Die Büste von Walter Roselius in der Bremer Böttcherstraße.
Die Büste von Walter Roselius in der Bremer Böttcherstraße.
Die Büste von Walter Roselius in der Bremer Böttcherstraße.

Anmerkung: Die meisten Fotos hier habe ich während des ersten Corona Lockdowns gemacht - als Fotograf durfte ich mich trotz Ausgangssperre frei bewegen.


Wer neugierig ist und über die Gründe des Reichtums der Bremer Kaufleute wie Walter Roselius, abseits der Touristenpfade noch etwas mehr erfahren und sehen möchte, dem empfehle ich den Besuch des Fabriken Ufers – am besten mit dem Leihrad oder ähnlichem.


Februar 2023. Fotografie und Text: Thomas Damson


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